In den Medien (v.a. soziale Medien), aber auch der pseudowissenschaftlichen Literatur werden wir mit einer Unmenge absonderlicher und meist gefährlichen Vorschläge für „Therapien“ von COVID-19 konfrontiert.

Gelegentlich stösst man aber auch auf zwar skurrile, aber diskussionswürdige Ausnahmen. So hat sich Samir Jawhara mit der Frage beschäftigt, ob in der Milch (insbesondere im Kolostrum) von mit SARS-CoV2 immunisierten Kühen ausgeschiedene Antikörper der Klasse IgG für eine kurzzeitige Notfalltherapie von COVID-19 Patienten verwendet werden könnten. Der Autor schlägt vor, mikrofiltrierte Milch oder Kolostrum für diesen Zweck zu verwenden. Der Mikroofiltrationsprozess entfernt – wie aus der Nahrungsmittelindustrie bekannt – alle Pathogene aus der Milch, ohne die Struktur und Funktion der Proteine zu stören. Die wichtigste IgG-Subklasse in der Kuhmilch ist IgG1, das interessanterweise auch an den Fcγ-Rezeptor (FcgR) des Menschen bindet, also auch im Humansystem wirksam sein kann.

Es ist erstaunlich, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts, das alte Konzept der passiven Immunisierung mit polyklonalen, tierischen Antikörpern (humane monoklonale Antikörper und Plasma von Antikörper-positiven Rekonvaleszenten werden ja bei COVID-19 schon verwendet) eine Renaissance erlebt. Emil von Behring (der „Retter der Soldaten im 1. Weltkrieg“) hat ja für diese Therapie/Pferdeantikörper gegen Diphterie und Tetanus) im Jahr 1901 den ersten Nobelpreis für Physiologie und Medizin erhalten.

Natürlich würde auch im vorliegenden Fall das Caveat einer Therapie mit artfremden Proteinen gelten, dass es nach mehrmaliger Injektion zum anaphylaktischen Schock kommt.