Höheres Alter, männliches Geschlecht und verschiedene Grunderkrankungen erhöhen bekanntlich das Risiko für schwere Verläufe von COVID-19. In einer kürzlich publizierten Studie aus den Niederlanden (Ref. 1) wurden zwei Brüderpaare mit schwerem Verlauf in Bezug auf Genvarianten am X-Chromosom untersucht.

Die Familie 1 war niederländischen Ursprungs, das Brüderpaar der Familie 2 stammte aus Afrika. Bei beiden Brüderpaaren kam es zur Entwicklung schwerer Formen von COVID-19, die eine intensivmedizinische Behandlung erforderten. Einer der vier Patienten starb. Die Untersuchungen wurden mittels der Methode des „rapid whole-exome sequencing – RWES“ durchgeführt, um eventuelle genetische Varianten zu identifizieren, die mit den schweren Verläufen der Krankheit assoziiert sein könnten.

Die Analysen sprachen für die Möglichkeit, dass Varianten des im X-Chromosom lokalisierten Gens für den Toll-like Rezeptor 7 (TLR7) für die schweren Verlaufsformen von COVID-19 bei den zwei Brüderpaaren (mit)verantwortlich sein könnten. Bei den Brüdern der beiden Familien wurden jeweils verschiedenen Mutationen der TLR7 Gens nachgewiesen, die für die Malfunktion des Rezeptors verantwortlich waren. Dass Mutationen in einem für die Funktion des angeborenen (innate) Immunsystems wesentlichen Rezeptors in zwei nicht verwandten Brüderpaaren auftreten, ist extrem unwahrscheinlich (p < 0.001). Die mononukleären Zellen im peripheren Blut von 3 der 4 Patienten zeigten überhaupt keine Expression von TLR7 und auch keine Aktivierung von Interferon II Genen nach Applikation eines TLR7 Agonisten. Diese Arbeit stellt also einen der ersten exakten Berichte über eine genetische Ursache für schwere Verlaufsformen von COVID-19 aufgrund gestörter angeborener Immunität dar.