COVID-10 erweist sich bisher als rätselhafte und facettenreiche, gefährliche Krankheit, bei der wir fast täglich mit neuen klinischen Symptomen konfrontiert werden. So wurde jetzt gezeigt, dass das SARS-CoV2 Virus auch ins Gehirn gelangen kann. Die Eintrittspforte sind primär wahrscheinlich die olfaktorischen Nervenbahnen, deren Befall durch das Virus sich bekanntlich bei einem grossen Prozentsatz der Patienten in einer Anosmie im Frühstadium der Erkrankung manifestiert. In Zellen des Gehirns, v.a. Gliazellen, autochtonen mononuklären Zellen und Gefässendothelzellen, wird der Rezeptor für SARS-CoV2, das Molekül ACE2, exprimiert. Klinisch manifestiert sich der Befall des Gehirns bei rund einem Drittel der intensivmedizinisch behandelten Patienten durch eine Encephalitis mit Unruhe, Verwirrtheit und Krampfanfällen bis hin zu neuropsychotischen Erscheinungsbildern.

Das Gehirn ist aber auch massiv von der systemischen Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine i. R. eines Zytokinsturms betroffen, der zum Zusammenbruch der Blut-Hirn-Schranke und damit sekundär zum Eintritt von SARS-CoV2 führen kann. Ausserdem manifestiert sich auch hier die bereits für andere Organsysteme bekannte Thromboseneigung. Diese ist durch die virale Endothelzellschädigung bedingt, die zur Hypoxie und in der Folge zum Absterben von zerebralen Nervenzellen führt.

Über Langzeitwirkungen der SARS-CoV2 bedingten Gehirnschädigungen ist bisher natürlich noch nichts bekannt.

Ref:

Mingxiang Ye, Ren Yi, Tangfeng Lv

Brain Behav. Immun.  April 10, 2020 (Epub ahead of print)

https://doi.org/10.1016/j.bbi.2020.04.017