Der amerikanische Präsident, Donald Trump, wurde bekanntlich kurz vor dem letzten Wochenende, d.h. 2.10.2020, in das Walter-Reed-Militärspital in Washington/DC mit Covid-19 eingeliefert. Die doch für alle US Bürger und darüber hinaus wichtigen Informationen seiner Ärzte über den Gesundheitszustand ihres prominenten Patienten waren erstaunlich vage. Aus anderen Quellen erfuhr man aber, dass Trump hohes Fieber hatte und sogar künstlich mit Sauerstoff versorgt werden musste. Am Dienstag, den 6.10.2020 verliess Trump bereits das Krankenhaus, um sich in häusliche Quarantäne zu begeben.

IInteressant waren die Angaben über die ihm verabreichte Therapien:

  1. Sein Lieblingsmedikament, Hydroxychloroquin, dessen Wirkung bei Covid-19 allerdings zweifelhaft ist, und das mitunter schwere Nebenwirkungen erzeugt.
  2. Remdesivir, ein antivirales Medikament aus der Gruppe der Nukleosid-Analoga und RNA-Polymerase Inhibitoren, das angeblich die Verweildauer von schwer erkrankten Patienten im Spital um einige Tage verkürzt und jetzt für die Zulassung in Europa geprüft wird. Wegen möglicher Nierenschäden ist auch hier Vorsicht geboten
  3. Die Tatsache, dass ihm Dexamethason verabreicht wurde, zeigt, dass er doch schwer krank war; in frühen Stadien von Covid-19 ist dieses Medikament wegen seiner starken immunsuppressiven Wirkung nämlich kontraindiziert.
  4. Eine „experimentelle Therapie“ mit einem Cocktail von Antikörpern (Ref.1)

Dazu Folgendes: Die gute therapeutische Wirkung von Plasma aus dem Blut von Rekonvaleszenten mit neutralisierenden Antikörpern gegen SARS-CoV2, dem Erreger von Covid-19, ist bekannt und hat sich auch in Österreich bereits in mehreren Fällen bewährt. Hier handelt es sich um polyklonale Antikörper, die mit mehreren antigenen Bindungsstellen (Epitopen) des viralen Spike (S1) -Proteins reagieren. (Das Virus bindet mit der Rezeptorbindungsdomäne / RBD des S1 Proteins  an den  ACE2 – Rezeptor auf den Zielzellen, z.B. Alveloarepithelzellen in der Lunge.)

 Beim „Antikörper-Cocktail“, den Trump erhalten hat, hat es sich wahrscheinlich um eine Mischung von monoklonalen Antikörpern gehandelt.

Monoklonale Antikörper, sind wie der Name besagt, das Produkt eines einzelnen B-Zell Klons. Diese Antikörper sind ganz spezifisch für ein Epitop, in diesem Fall eben im Bereich der RBD. Die RBD ist gross genug, um auf ihrer Peptidstruktur mehrere Epitope zu präsentieren. Das Problem mit der Verabreichung eines für ein RBD-Epitop spezifischen monoklonalen Antikörpers ist nun, dass diese einzelne Immunreaktion einen Mutationsdruck auf die SARS-CoV2 Viren ausübt, d.h. dass Viren durch Mutationen ihr Bindungsverhalten ändern und andere Regionen (mit anderen Epitopen) für die Bindung an ACE2 verwendet werden (Ref.2).

Das kann man verhindern, indem man mehrere monoklonale Antikörper zu einem „Cocktail“ mischt und auf diese Weise den Viren den Ausweg zu raschen Mutationen versperrt, d.h., ihre Bindung an ACE2 verhindert. Man hat also mittels eines derartigen „Cocktails“ ein künstliches polyklonales Gemisch geschaffen, das allerdings aus monoklonalen Antikörpern mit exquisiter Spezifität und besonders hoher Bindungsstärke (Affinität) besteht.

Derzeit werden bereits zahlreiche, in verschiedenen Labors produzierte monoklonale Antikörper gegen SARS-CoV2 in klinischen Studien getestet. Dabei handelt es sich um genetisch modifizierte sog. „humanisierte“ Mäuseantikörper, die genetisch modifiziert sind, so dass die spezifische variable Antigenbindungsdomäne (Fab) von der Maus stammt, das Fc-Segment vom Menschen (Ref.3).

Eine weiterer methodischer Zugang in Bezug auf diese Form der biologischen Therapie ist die Produktion vollständig humaner monoklonaler Antikörper aus B-Zellen von Covid-19 Rekonvaleszenten (Ref. 4)

In beiden Fällen werden neutralisierte monoklonale Antikörper mit unterschiedlicher Spezifität für Epitope der RBD zu einem Cocktail gemischt.

Donald Trump hat sich relativ rasch erholt, aber die nächsten Tage werden zeigen, ob dieser Zustand anhält.

Referenzen:

  1. Cohen J., Science 369 (6505): 752-753 (2020). DOI: 10.1126/science.369.6505.752
  2. Baum A. et al., Science 369: 1014-1018 (2020). DOI: 10.1126/science.abd0831
  3. Hansen J. et al., Science 369 (6506): 1010-1014. DOI: 10.1126/science.abd0827
  4. Wec A.Z. et al., Science 369 (6504): 731-736. DOI: 10.1126/science.abc7424