Aus der wissenschaftlichen und klinischen Literatur sowie aus den Medien haben wir vom Auftreten neuer, infektiöserer Mutanten des SARS-CoV2 Virus erfahren. Diese, als „englische“, „südafrikanische“ und „brasilianische“ bezeichneten Mutanten des Virus sind inzwischen auch in Österreich angekommen, und v.a. die als B.1.1.7. bezeichnete (englische) Art hat hier auch schon deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Die Linie B.1.1.7. unterscheidet sich von der vorher dominierenden Form durch insgesamt 17 Mutationen, wovon 8 die für das Spike(S)-Protein codierende Sequenz des Virusgenoms betreffen (S. Corona-Splitter Nr. 21 und Abb. 1). Auch bei der südafrikanischen (Linie B.1.351) und der brasilianischen (Linie P.1) Version handelt es sich um Varianten, die durch „gain of function“ Mutation zustande gekommen sind. Allen drei gemeinsam ist der Austausch der Aminosäure Asparagin (N) mit der Aminosäure Tyrosin (Y) an der Position 501 der Aminosäuresequenz des ca. 1300 Aminosäuren umfassende S-Proteins. Diese Mutation war schon früher bekannt, ist aber im Lauf der Pandemie immer wieder verschwunden. Wahrscheinlich haben andre Mutationen – wie oben für B.1.1.7. beschrieben – dazu geführt, dass jetzt N501Y in allen drei neuen Varianten fixiert wurde. Die Signifikanz der Mutation N501Y liegt darin, daß sie im Bereich der Bindungsstelle (Receptor Binding Domain – RBD) am S-Protein liegt, mit der das Virus an den Rezeptor (ACE-2) auf der infizierten Wirtszelle andockt.

Trotz aller beschwichtigenden Kommentare in den Medien, bereiten diese und andere, hier nicht im Detail diskutierte Varianten von SARS-CoV2 den Fachleuten grosse Sorgen. So sind sie aufgrund ihrer höheren Infektiosität und wahrscheinlich zumindest partiellen Resistenz gegen die bisher verfügbaren Impfstoffe doch signifikant gefährlicher als der während der Pandemie bisher dominierenden Varianten des Virus.