Da die Corona-Pandemie jetzt schon fast ein Jahr dauert, werden zusehends klinische Begleiterscheinungen dieser Virusinfektion bekannt. Eine besonders besorgniserregende Komplikation von CoVID-19 ist das vermehrte Auftreten von Autoimmunerkrankungen.

Wie ist das zu erklären?

Während der Embryonalperiode und im jugendlichen Alter werden bekanntlich fast alle potentiell autoreaktiven T- und B-Zellen durch den Prozess der negativen Selektion eliminiert. Einige autoreaktive Lymphozyten – v.a. solche mit niedriger Affinität zu verschiedensten Autoantigenen – passieren allerdings den Filter der negativen Selektion und gelangen vom Thymus (autoreaktive T-Zellen) bzw. vom Knochenmark (autoreaktive B-Zellen) in die Peripherie. Dort werden sie im Normalfall von regulatorischen T- und B-Zellen in Schach gehalten.

Eine Überstimulation des Immunsystems, z.B. im Rahmen eines Zytokinsturms bei CoVID-19, führt zu einer polyklonalen Proliferation aller T- und B-Zellen, reisst also auch die sonst inaktiven, potentiell autoreaktiven Lymphozyten mit und kann zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen führen.

Eine weitere Möglichkeit der Induktion von Autoimmunerkrankungen bei CoVID-19 ist das sogenannte „antigene Mimikry“.  Darunter versteht man das interessante Phänomen, dass Aminosäure-Sequenzen von Mikroorganismen – in diesem Fall von Proteinen des SARS-CoV2 Virus – Ähnlichkeit oder sogar Identität mit Proteinsequenzen des Menschen aufweisen. Eine Immunreaktion gegen antigene Determinanten (Epitope) dieser Mikroorganismen kann also zu einer Kreuzreaktion mit den entsprechenden humanen Proteinen und damit zu einer Autoimmunreaktion führen (Abb.1). Beispiele von Autoimmunerkrankungen, die bisher bereits bei CoVID-19 Patienten beobachtet wurden, sollen in einem der nächsten Beiträge i. R. unserer „Corona-Splitter“ präsentiert werden.

Abb. 1: