In nationalen und internationalen Medien werden zur Zeit heftige Diskussionen über mögliche Nebenwirkungen von bisher in der EU zugelassenen Covid-19 Impfstoffen geführt. Dabei geht es z.B. um eine – sehr seltene – Beobachtung von Thrombosen der zerebralen Sinusvene, die einige Tage nach Verabreichung der Impfung auftreten und, wie wir heute wissen, durch die Entstehung von Autoantikörpern gegen Thrombozyten in Kombination mit zusätzlichen Störungen des Gerinnungssystems und der besonderen Beschaffenheit dieser in die Dura mater eingebetteten Gefässe bedingt sein dürften.

Abgesehen von diesen relativ spät nach der Impfung auftretenden Komplikationen, gibt es auch solche, die sich sofort, d.h. entweder bereits während der Impfprozedur oder einige Minuten nach der Impfung manifestieren. Diese Sofortreaktionen, die bis zur lebensbedrohlichen Anaphylaxie (Ref.1) reichen können (s. dazu auch Beitrag in der Sektion „Allergologie“ auf unserer Homepage) sind durch eine Typ I (IgE-vermittelte) allergische Reaktion gegen Stabilisatoren und andere Zusätze der Impfstoffe bedingt. Was die Entwicklung einer impfbedingten Anaphylaxie betrifft, so tritt diese schwere Komplikation in 2,5-4,7 Fällen von 1 Million geimpften Personen auf.

Fast immer handelt es sich dabei um Frauen. Ob auch die Einnahme von kontrazeptiven Medikamenten und das Rauchen eine Rolle spielt, wird gerade untersucht.

 (Einschub: Der Verfasser dieses Beitrags, Georg Wick, ist der Meinung, dass es für manche Fälle auch noch eine andere pathophysiologische Erklärung gegeben könnte: eine unsachgemässe Impftechnik. Lege artis muss ein Arzt nämlich bei der intramuskulären Injektion zunächst aspirieren, um sicher zu stellen, dass die injizierte Lösung nicht sofort in den Blutkreislauf gelangt. Von dieser bewährten Praxis ist man i.R. der Covid-19 Massenimpfungen leider abgegangen. D.h., es wäre in seltenen Fällen denkbar, dass der Impfstoff in ein kleines Blutgefäss gelangt – mit den zu erwartenden deletären Folgen, wie massive Endothelzellaktivierung, Gerinnungsstörung und Aktivierung des Komplementsystems).

Was sind nun die auslösenden Allergene für Nebenwirkungen von Covid-19 Impfstoffen?

Es handelt sich dabei um den Zusatzstoff Polyethylenglykol (PEG – bei BioNTec Pfizer und Moderna) bzw. das PEG-Derivat Polysorbat 80 (Astra-Zeneca), die zur Stabilisierung der Lipid – Nanopartikel (BioNTec Pfizer, Moderna) bzw. der in einem Vektor verpackten DNA (bei Astra-Zeneca) zugesetzt werden. Es wird angenommen, dass beide Substanzen eine IgE-mediierte Allergie induzieren und ausserdem auch die Blutgerinnung direkt beeinflussen. PEG kann in verschiedenen Polymerisierungsgraden vorliegen.

Die BioNTech Pfizer und Moderna Impfstoffe enthalten PEG-2000, der Astra-Zeneca Impfstoff Polysorbat 80 (mit geringerem MW als PEG-2000). Polysorbat 80 ist weniger allergen als PEG-2000 und in vielen bereits erfolgreich angewendeten Impfstoffen (DTaP, HepB, HPV, Influenza, Zoster, Pneumococcen) enthalten. Die derzeit bei Impfungen mit Astra-Zeneca Impfstoff beobachteten thrombotischen Probleme, sind also eher nicht durch eine Reaktion gegen Polysorbat 80, sondern durch andere Zusätze oder den Vektor selbst bedingt.  PEG und Polysorbat 80 sind in zahlreichen Medikamenten (s. beiliegende Abb. und Tabellen!), Nahrungsmitteln, Kosmetika, etc. enthalten), so dass fast jeder Mensch in der industrialisierten Welt mit diesen Substanzen in Kontakt kommen muss.

Diagnostisch gibt es bisher keine routinemässig anwendbaren Serumtests zum Nachweis von Typ I Allergien gegen PEG oder Polysorbat 80. Daher wird in der Regel auf den Hauttest zurückgegriffen, der allerdings in diesen Fällen auch nur eine sehr geringe spezifische Aussagekraft besitzt.

In Bezug auf das klinische Vorgehen bei einer Covid-19 Impfung von allergologisch definierten Risikogruppen wurden während der Corona-Pandemie viele, ausgezeichnete Arbeiten publiziert (Refs. 2 und 3).

Zusammenfassend ist eine Impfstoff-induzierte Anaphylaxie zwar eine gefährliche und –  wenn der Arzt nicht darauf vorbereitet ist – sogar potentiell tödliche Komplikation, die aber im Vergleich zu den Konsequenzen einer Covid-19 Infektion extrem selten ist.

 

Refs.

 

Abbildungen und Tabellen: