Warum erkranken alte Menschen schwerer als Kinder und Junge?

Einerseits leiden die meisten alten Patienten bereits unter Vorerkrankungen, wie Diabetes, Herz – Kreislauferkrankungen, Übergewicht, etc., die ihre Widerstandskraft, z.B. ihr Immunsystem oder ihre Lungenfunktion, einschränken. Aber auch bei gesunden Alten funktioniert das adaptive Immunsystem schlechter als bei Jungen (Immunseneszenz) – das ist ein Naturgesetz. Im Alter versucht das angeborene Immunsystem, dieses Manko – mit mangelndem Erfolg –  wettzumachen, was einen Anstieg von proinflammatorischen Zytokinen zur Folge hat und auch beim „gesunden“ Alten zu einem permanenten, generellen Entzündungszustand führt, der als „Inflammage“ bezeichnet wird. Alte Menschen stehen daher einer so ernsten, eventuell einen Zytokin–Sturm bewirkenden Virusinfektion, wie der mit SARS-CoV2, viel wehrloser gegenüber als junge. Die immer wieder apostrophierten, seltenen Fälle von sehr alten, von COVID-19 geheilten Patienten sind erfreuliche Ausnahmen, deren Immunsystem aus verschiedensten, meist genetischen, Gründen noch relativ gut funktioniert – deshalb sind sie ja so alt geworden.

Abgesehen von der Tatsache, dass das Immunsystem von Kindern und jungen Menschen besser funktioniert als jenes von Alten, gibt es für die bessere Resistenz dieser Bevölkerungsgruppe vielleicht auch andere, bisher noch nicht untersuchte Erklärungen. So könnten z.B. die Oberflächenrezeptoren für SARS-CoV2 (ACE2) auf den Zellen von Kindern und Jugendlichen weniger zahlreich exprimiert sein als bei alten Menschen, oder eine andere Organverteilung zeigen.

Wie funktioniert die sogenannte Plasmatherapie?

Von COVID-19 geheilte Patienten produzieren Antikörper, die in ihrem Blutplasma vorhanden sind. Wenn diese Antikörper in einer genügend hohen, voraussichtlich Virus – neutralisierenden Konzentration vorliegen, kann man dieses Rekonvaleszentenplasma an schwer erkrankte Patienten mit der gleichen Blutgruppe wie der des Spenders transfundieren und diese so passiv (also ohne aktive Stimulierung ihres eigenen Immunsystems) immunisieren. Diese Methode eignet sich, selbst wenn Rekonvaleszentenplasma gepoolt wird, allerdings nicht zur Behandlung großer Zahlen von Patienten. Eine Alternative würden hier sogenannte monoklonale Antikörper gegen das SARS – CoV2 Virus darstellen, die von tierischen oder menschlichen, molekularbiologisch modifizierten B – Zellen in Zellkultur zwar in grosser Menge rein hergestellt werden können (Biologica). Doch selbst diese reichen – im Gegensatz zu Impfstoffen – bei Weitem nicht für die zu erwartenden Zahlen von CoVID-19 Patienten.

Kann man an COVID-19 mehrmals erkranken?

Das wissen wir heute noch nicht, aber es gibt einzelne, wissenschaftlich nicht bestätigte Hinweise dafür, dass dies möglich sei.

So wurden Patienten beschrieben, bei denen der RT-PCR Test nach einem gewissen negativen Zeitraum wieder positiv ausfiel, bei manchen ohne, bei anderen mit leichten Symptomen. In sehr seltenen Fällen kam es mehrere Wochen lang zu einem positiver Virusnachweis bei gleichzeitig weiter bestehenden chronischen klinischen Symptomen.

Kann man sich durch das Berühren von Oberflächen mit SARS-CoV2 infizieren?

Ja, unter bestimmten Umständen schon. RNA Viren sind generell sehr empfindlich gegen Umwelteinflüsse, wie Hitze, Trockenheit, Detergenzien, Alkohol, etc. Beim SARS-CoV2 Virus gibt es bereits genaue Untersuchungen bezüglich ihres Nachweises auf bestimmten Oberflächen, wie Metall (bis zu 6 Tagen, aber nicht auf Kupfer), Plastik (bis zu 4 Tagen) und Karton (bis zu 2 Tagen). Diese Untersuchungen sagten allerdings nichts darüber aus, ob diese Viren noch infektiös waren, denn der PCR Test unterscheidet nicht zwischen noch infektiösen und schon inaktivierten Viren. Direkt nach dem Berühren von potentiellen Oberflächen, wie Türklinken, öffentlich zugänglichen Waschbecken oder den Gummigeländern der Rolltreppen in Kaufhäusern, etc., sollte man aber von einer Infektionsgefahr ausgehen und immer entsprechende hygienische Maßnahmen ergreifen. SARS-CoV2 wurde auch in kommunalen Abwässern nachgewiesen, allerdings in nicht mehr infektiöser Form. Solche Analysen sind von grossem epidemiologischen Interesse, weil sie einen Maßstab für die Durchseuchung des jeweiligen Einzugsgebiets der Kanalisation darstellen.

Wird es bald zu einer „Herdenimmunität“ kommen, wie bei anderen durch genügend hohe Impfraten bei uns ausgerotteten Infektionskrankheiten, wie Pocken oder Polio?

Auch durch eine flächendeckend genügend hohe Rate an Infektionen in der Bevölkerung wird das nicht erreichbar sein, wie beispielsweise aus den Erfahrungen in Schweden im Vergleich zu anderen Ländern während des Lockdowns 2020 ersichtlich. Angesichts der niedrigen Impfmoral in Österreich wird sich das auch nach der – noch nicht absehbaren – Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV2 nicht ändern. Das heißt, wir werden mit COVID-19 in Zukunft wohl leben müssen.

Ist der Abstand von 1 Meter gross genug, um die Infektion durch einen Virusträger zu verhindern?

Nein, denn der Hausverstand sagt uns bereits, dass größere Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen abgegeben werden, weiter als 1 Meter durch die Luft fliegen; umso mehr gilt das für die weitaus gefährlicheren, mikroskopisch kleinen „schwebenden“ Tröpfchen in der Aerosolphase, die sich außerdem in der Umgebungsluft in geschlossenen Räumen über Stunden halten können. Im freien Gelände ist die Infektionsgefahr diesbezüglich natürlich geringer. Biophysikalische Studien mit Methoden der Nephelometrie haben allerdings gezeigt, dass sich potentiell infektiöse Tröpfchen über einer Wasseroberfläche, z.B. am Meer oder einem Schwimmbad, in einem Umkreis von bis zu 8 Metern verteilen. Die während der Quarantäne weltweit empfohlene 1 Meter Abstandsregel war und ist trotzdem sinnvoll, weil gesundheitspolitisch gerade noch argumentier- und durchsetzbar.

Wie spezifisch ist der Nachweis des neuen Coronavirus im Nasen- und/oder Rachenabstrich mittels qRT-PCR?

Sehr spezifisch (über 99%). Falsch positive Tests sind sehr selten, falsch negative meist methodisch (Abnahme, Transport, Testadaption) bedingt.

Ist es sinnvoll, Antikörper gegen SARS-CoV2 im Blutserum zu bestimmen?

Ja, es sehr sinnvoll, um die humorale Reaktion des Immunsystems auf eine durchgemachte Infektion zu beweisen.

Ist es sinnvoll, Antikörper der Klassen IgM, IgA und IgG zu bestimmen?

Ja, es ist sehr sinnvoll, um frühe (IgM und IgA) und späte, länger andauernde (IgG) humorale Immunität zu erfassen. Antikörper der Klasse IgA haben sich nicht nur als frühe Marker einer Infektion mit Coronaviren erwiesen, sondern weisen bei hohem Titer anscheinend auch auf einen besonders schweren Verlauf der Erkrankung hin.

Gibt es Fälle mit positivem qRT-PCR Test, aber fehlendem, oder in sehr geringer Konzentration vorhandenen Antikörpern?

Ja, wir haben solche Fälle beobachtet.

Mögliche Erklärung:

  • Methodische Probleme bei qRT-PCR oder Antikörpertests
  • Schutz durch angeborenes und/oder adaptives zelluläres Immunsystem gewährleistet, sodass Antikörper nicht zu einem gleichen Grad notwendig sind.

Sollen Antikörpertests wiederholt werden?

Bei positiven RT-PCR Test und fehlenden Antikörpern, ist Wiederholung nach weiteren zwei bis vier Wochen zu empfehlen.

Welche Entwicklungen auf dem diagnostischen Sektor sind für COVID-19 in naher Zukunft zu erwarten?

Raschere, einfachere und billigere molekularbiologische Tests mit hohen Durchsatzraten (für viele Tausend Patienten pro Stunde) unter Verwendung sogenannter „Next Generation“ Sequenzierungsmethoden. Außerdem neue Methoden zur Kombination konventioneller Antikörpertests mit solchen zur Bestimmung der klinisch relevanten neutralisierenden Antikörper.

Sind Zytokinbestimmungen sinnvoll?

Ja, da die Konzentration von Zytokinen die Aktivität der sie produzierenden Zellen widerspiegelt. Daher ist ihre Bestimmung v.a. in jenen Fällen essentiell, bei denen der Verdacht auf die Entwicklung eines Zytokin–Sturms besteht.