Am 30. Dezember 2019 sandte der junge Augenarzt Li Wenliang aus Wuhan in China eine Botschaft an seine Kollegen, in der er darauf aufmerksam machte, dass sich in dem Krankenhaus, in dem er tätig war, schon seit mehr als einem Monat eine dem Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) ähnliche Erkrankung ausbreitete. Der Whistleblower wurde von den Chinesischen Behörden der Panikmache geziehen und seine Botschaft abrupt aus dem Netz gelöscht. Li Wenliang zeigte dann selbst die Symptome der neuen, rätselhaften Erkrankung und starb am 7. Februar in seiner Heimatstadt. Durch die Verzögerungstaktik in und die Fehlinformationen aus China verbreitete sich in der Folge die jetzt COVID-19 genannte, durch SARS-CoV2 verursachte Infektionskrankheit weltweit ungehemmt bis zum jetzigen Stadium einer echten Pandemie.
Die Erkrankung wird von Mensch zu Mensch primär über eine Tröpfcheninfektion mit der Atemluft übertragen. Es sind aber auch andere Übertragungsarten möglich, wie Schmierinfektionen über das Berühren des Gesichts – und damit von Schleimhäuten in Nase, Mund und Augen – mit verseuchten Händen.

Die drei Stadien der COVID-19 Erkrankung

Wie bei jeder anderen Infektionskrankheit unterscheidet man bei COVID-19 drei Stadien: (i) das der Infektion und Inkubation, (ii) die Akutphase mit charakteristischen Symptomen, einem Anstieg der Viruslast und dem erstmaligen Nachweis von Antikörpern im Blut, und (iii) schliesslich das Stadium des Abklingens und der Heilung. Aufgrund der bisherigen, noch relativ kurzen Erfahrungen, dauert das erste Stadium in diesem Fall ca. 4 – 5, maximal 14 Tage, das zweite im Durchschnitt 14 – 21 Tage, und das dritte nach unkompliziertem Verlauf 1 – 2 Monate. Während des gesamten ersten Stadiums sind diese Patienten übrigens bereits ansteckend!
Die bisherigen klinischen Erfahrungen zeigen, dass COVID-19 bei ca. 80% der infizierten Personen asymptomatisch oder mit nur milden, grippeähnlichen Beschwerden verläuft. Ca. 14% der Patienten leiden unter schweren Symptomen, und etwa 6% schlittern in einen kritischen Zustand, der eine Aufnahme in eine Intensivpflegeinheit im Krankenhaus erfordert und auch bei ca. der Hälfte dieser Patienten zum Tod führt. Wie sich gezeigt hat, treffen diese, für Österreich mit seinem gut aufgestelltem Gesundheitssystem geltenden Zahlen leider keineswegs auch auf andere Länder mit unzureichend organisierten medizinischen Einrichtungen, wie Italien, Spanien, England, Brasilien, die USA oder Russland, zu.

Symptome

Die charakteristischen, verschieden stark ausgeprägten Symptome von COVID-19 sind Fieber, Husten, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Atemnot und der – meist reversible – Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn. In schweren, teils intensivmedizinisch zu betreuenden Fällen kommt es zu dramatischen pulmonalen Komplikationen, die sich in bildgebenden Verfahren als „Milchglas“artige Verschattungen (Engl. „glass ground“ lesions) in den unteren Anteilen der Lunge manifestieren. Diese Veränderungen werden in milderer Form auch bei weniger schwer erkrankten Patienten beobachtet und sind dann für die oft lang andauernden Atembeschwerden während und nach der Rekonvaleszenz verantwortlich. (Abb.1)

Mit zunehmender klinischer Erfahrung zeigt sich nun, dass die Zahl der mit COVID-19 assoziierten Symptome ständig weiterwächst. So werden Gerinnungsstörungen mit Thrombosen der tiefen Beinvenen und deren Folgen, wie peripheren Durchblutungsstörungen und Lungenembolien, beobachtet. Auch über schwere Erkrankungen des Herz – Kreislaufsystems und des Magen – Darmtrakts, von Leber und Nieren, des peripheren und zentralen Nervensystems mit Schlaganfällen, die Auflösung von Fasern der quergestreiften Muskulatur (Rhabdomyolyse), sowie über das Aufflammen verschiedener Autoimmunerkrankungen wird berichtet.

Allgemeine Laborwerte

Abgesehen von den charakteristischen Befunden aus der molekulargenetischen und immunologischen Diagnostik, zeigen sich im Blut akut erkrankter COVID-19 Patienten stark erhöhte Entzündungswerte  und eine Erhöhung der Ratio von Granulozyten zu Lymphozyten (s. Punkt 2). Dies ist bedingt durch eine Aktivierung von Granulozyten, wichtigen Zellen des angeborenen Immunsystems (s. unten) und einen ursächlich noch nicht erklärten Abfall der Zahl von Lymphozyten (Lymphopenie), einem Zustand, den man – in weniger ausgeprägter Form – auch bei nicht infizierten alten Menschen findet und dort  als „Immunoseneszenz“ bezeichnet. Da dieses Phänomen v.a. durch eine Defizienz einer Untergruppe von Lymphozyten (sogenannten T-Zellen) bedingt ist, und es auch bei jüngeren Patienten beobachtet wird, spricht man in diesem Zusammenhang – noch genauer – von „T-Zell Erschöpfung“ („T-cell exhaustion“) und nicht von Immunoseneszenz. (Diese Konstellation sollte auch zur Vorsicht bei der Gabe von immunsuppressiven Medikamenten an COVID-19 Patienten mahnen).

Die Ursache für die oben erwähnten, die verschiedensten Organsysteme betreffenden Komplikationen ist eine Überreaktion des Immunsystems gegen das Virus mit der Freisetzung von entzündungsfördernden (proinflammatorischen) Botenstoffen (Zytokinen). In seiner ausgeprägtesten Form, die als „Zytokin – Sturm“ bezeichnet wird, kann dieser Prozess zu einem lebensgefährlichen Zustand führen.  Ein solcher Zytokin – Sturm ist wahrscheinlich auch die Ursache für ein im Rahmen der COVID-19 Pandemie selten bei Kindern beobachtetes schweres Entzündungssyndrom.